17. Dezember – Montag der 3. Adventswoche

O Sapientia

Mindestens seit dem 7. Jahrhundert werden an den letzten Tagen vor Weihnachten in der Kirche die sogenannten O-Antiphonen gesungen. Sie begleiten das Magnificat, den Lobgesang Mariens, der das ganze Jahr über täglich in der Vesper erklingt. In den O-Antiphonen – sie heißen so, weil sie mit O beginnen – wird Christus besungen mit uralten biblischen Bildern und sein Kommen in wachsender Spannung erfleht: „Veni – Komm!“ Diese Antiphonen werden auch jetzt unsere Schritte begleiten auf der letzten Wegstrecke nach Bethlehem. Die erste Antiphon besingt die „Weisheit“ des Allerhöchsten. 

„O Weisheit,
hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten,
die Welt umspannst Du
von einem Ende zum andern,
in Kraft und Milde ordnest Du alles:
komm und offenbare uns den Weg der Einsicht.“

O Sapientia,
quae ex ore Altissimi prodiisti,
attingens a fine usque ad finem,
fortiter suaviterque disponens omnia:
veni ad docendum nos
viam prudentiae.

(Vgl. Weish 7,22ff; Spr 8,22)

Stark und mild.
im Lateinischen klingt es noch schöner:
Fortiter suaviterque.
Wir verwechseln oft Stärke mit Draufgängertum
und Milde mit Nachgiebigkeit.
Dabei ist echte Stärke mild,
und echte Milde stark.
Vielleicht ist es die größte Kunst des Heiligen Geistes,
uns so zu formen,
dass wir stark und mild zugleich sein können.

Aber nicht bloß irgendwo dazwischen sein
wie halbstarke Schwächlinge,
sondern ganz stark und ganz mild,
das heißt:
mit starken Wurzeln
in Gottes Güte verankert sein.
Aus der Kraft seiner Liebe
sich mild den Menschen zuwenden.
Nicht als Spielball,
sondern als Licht.

Stark und mild ist Gott in seiner Menschwerdung.

.
S T I L L E
.

Allmächtiger Gott,
noch lastet die alte Knechtschaft auf uns,
noch drückt uns das Joch der Sünde.
Schenke uns die wahre Freiheit
und mach uns neu durch die Geburt deines Sohnes,
auf die wir gläubig warten.

Liturgisches Tagesgebet vom 17. Dezember

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