6. Dezember – Donnerstag der 1. Adventswoche

Loslassen

Unsere Bereitschaft ist nicht immer 
bloß vom Alltagsstress gestört.
Es gibt schwerere Brocken:
massive innere Widerstände,
die wir uns nicht erklären können.

Unser gehetztes Auftreten
ist oft nur ein Ausfluss
von diesen Herzbesetzern.
Sie halten uns auf,
fressen unsere Energie weg.
Aber – wohin mit ihnen?

Schau sie erst einmal an.
Ist es Trauer, Wut, Enttäuschung,
Angst, Misstrauen, Schuld…
Benennen-Können ist schon viel.
Versuche erst einmal,
sie über Deinen Körper loszulassen.
Und hol Dir ruhig Hilfe,
Wenn Du spürst, dass Du sie brauchst.

 

S T I L L E

 

 

Biete auf deine Macht, Herr, unser Gott,
und komm.
Eile uns zu Hilfe mit göttlicher Kraft,
damit durch dein gnädiges Erbarmen
bald das Heil kommt,
das unsere Sünden noch aufhalten.

Liturgisches Tagesgebet vom Donnerstag der 1. Adventswoche

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5. Dezember – Mittwoch der 1. Adventswoche

Bereit?

Du willst Dich auf Weihnachten vorbereiten,
und weißt oft nicht so recht, wie.
Advent soll eine besinnliche Zeit sein,
und er rauscht nur so an Dir vorbei.

Doch Du bist nicht allein.
Du bereitest Dich nicht einfach auf ein Ereignis vor,
Du bereitest Dich für eine Begegnung.
Und mehr als Du Dich jemals bereiten könntest,
bereitet Dich Der, der Dir begegnen will.

Seine Liebe zu Dir hängt nicht davon ab,
wie Du Dich vorbereitest.
Nur – kommt sie bei Dir an?
Ahnst Du so etwas wie Gemeinschaft?
Ist Dir seine Liebe Nahrung für Dein Innerstes,
unzerstörbares Leben?

Halte ihm doch heute etwas Zeit frei.
Zünd eine Kerze an,
nimm die Bibel in die Hand,
geselle Dich zu ihren großen Adventsgestalten:
Zacharias, Elisabeth, Johannes,
Simeon, Hanna, Maria…
Und verkoste jedes Wort, das Dich
in ihren Geschichten anrührt.
Mehr braucht es jetzt nicht.

 

S T I L L E

 

 

Herr, unser Gott,
bereite durch das Wirken deiner Gnade
unser Herz,
damit wir bei der Ankunft deines Sohnes
würdig sind,
am himmlischen Gastmahl teilzunehmen
und aus seiner Hand
die Speise des ewigen Lebens zu empfangen.

Liturgisches Tagesgebet vom Mittwoch der 1. Adventswoche

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4. Dezember – Dienstag der 1. Adventswoche

Wo bleibst Du, Trost der ganzen Welt?

In der letzten Zeit gab es schlimme Nachrichten.
Es gibt sie immer.
Aber manchmal ufert die Drangsal dieser Welt
gespenstisch aus.

Und wenn die Meldung vorbei ist,
bleiben Finsternis und Leid bei den Betroffenen,
während die nächste kommt.
Tag für Tag…

Es ist die Welt von uns allen,
niemand bleibt unberührt,
weder vom Guten, noch vom Bösen,
auch wenn wir nichts zu fühlen meinen.

Aber das ist nicht alles.
Es gibt ihn, den tiefen Trost,
der ganz woanders herkommt
und sich den Leidenden zuwendet.

Es gibt ihn, den tiefen Trost,
Es gibt sie, die Liebe in Person,
die hier ihre Wurzeln geschlagen hat

Und Frucht trägt.

 

S T I L L E

 

 

Herr und Gott,
in unserer Bedrängnis rufen wir zu dir,
erhöre die Bitten deines Volkes.
Bewahre uns vor aller Ansteckung des Bösen
und tröste uns durch die Ankunft deines Sohnes,
unseres Herrn Jesus Christus.

Liturgisches Tagesgebet vom Dienstag der 1. Adventswoche

 

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3. Dezember – Montag der 1. Adventswoche

Warten auf die Große Liebe

Ein Montag im Dezember.
Schon sehr kurz,
gähnt uns um so ausgedehnter an.
Alles wiegt schwerer.

Als Kinder konnten wir es kaum abwarten,
das Kommen des Christkinds,
die Herzen schlugen höner,
die Augen strahlten heller.

Heute regiert das Gesetz der Trägheit.
Man tut‘s – Geschenke kaufen, Karten schreiben…
Ist halt Dezember, Weihnachtsroutine,
machen wir immer so.
In drei Wochen muss alles über die Bühne sein.

Können wir noch einmal w a c h werden?
Wie ein Kind?
Und achtsam bleiben?

Und IHN erwarten,
den Messias, Jesus Christus,
auch wenn sein Kommen sich noch so unwirklich anfühlt?

 

S T I L L E

 

Hilf uns, Gott,
dass wir voll Freude in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.

Liturgisches Tagesgebet vom Montag der 1. Adventswoche

 

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2. Dezember 2018 – 1. Adventssonntag

Advent – advenire – ankommen

Es ist ein schöner Ausdruck, wenn wir im Deutschen sagen: „Das kommt bei mir an.“ Oder: „Du kommst bei mir gut an.“ 

Wenn wir sagen, dass Menschen an Jesus Christus glauben und daraus unzerstörbare Lebenskraft, Hoffnung und Liebe schöpfen, dann meinen wir: Jesus Christus ist in seiner Person und mit seiner Botschaft bei ihnen angekommen. Sie sind zwar dadurch noch nicht durch und durch heilig, aber seine Person und sein Anliegen sind angekommen. Die Adressaten haben verstanden, worum es geht, zumindest so, wie sie es zu dem Zeitpunkt können. Sie können mitschwingen, es ist ein Aha-Erlebnis, sie können sich auf den Weg machen, sie können mitmachen bei der Gestaltung der neuen Welt Gottes, ohne sich krampfhaft anstrengen zu müssen: weil sie vom Geist beschwingt sind.

Was von der Person und der Botschaft Jesu Christi
ist in Deinem Leben schon einmal angekommen?

 

S T I L L E

 

Herr, unser Gott
alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe
auf seine Ankunft vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.

Liturgisches Tagesgebet des 1. Adventssonntags

 

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1. Dezember 2018 – Samstag vor dem 1. Advent

Der Weg des Glaubens ist nicht Wellness. Aber Loslassen, den Alltagsrucksack leichter machen, um den Weg nach „Bethlehem“ gehen zu können, ist auch nichts Griesgrämiges oder gar Elitäres, als würde man alles, was irgendwie Freude macht oder den Alltag ein wenig entspannter macht, weit von sich weisen. Es geht um Freiheit, um wachsende innere Freiheit.

Alles hat seine Zeit: die tiefen existenziellen Fragen, denen wir nicht ausweichen sollten, und die Momente, in denen wir „die Seele baumeln lassen“, weil wir uns in Gott geborgen wissen. Beides gehört zum Weg des Glaubens: die Aufwärmung und die Herausforderung.

Jetzt, wo sich Dein Rucksack ein klein wenig leichter anfühlt – auch wenn er de facto vielleicht noch nicht viel leichter geworden ist -, beginne Deine Wanderung mit einer kleinen Aufwärmung. Vorschlag: Koche Dir einfach mal einen herrlich duftenden Tee, zünde eine Kerze an und erfreue Dich an dieser wunderschönen Panflötenmusik:

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Gedanken zum Adventskalender

Am 25. Dezember 354 wurde in der Kirche zum ersten Mal das christliche Weihnachtsfest liturgisch gefeiert. Die Christen wollten mit diesem Fest ihrem Glauben an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und ihrer Dankbarkeit und Freude über seine Geburt Ausdruck verleihen. Mit dem Fest der Geburt Jesu begann zunächst auch das neue christliche Jahr, dessen jeweilige Zahl sich ja bis heute auf Christi Geburt bezieht.

Doch die Christen empfanden zu Recht, dass man sich auf dieses große Fest auch vorbereiten müsse. Sie wollten den Mensch gewordenen Gott im jeweiligen Heute empfangen und ihm bewusst Wege bereiten, damit Er auch wirklich ankommen konnte in ihrem Alltag. So wurde eine ähnliche Vorbereitungszeit wie auf das Osterfest eingeführt. Zunächst dauerte sie ebenfalls 40 Tage, später nur drei bis vier Wochen, d.h. insgesamt vier Sonntage vor Weihnachten mit den entsprechenden Werktagen dazwischen bzw. nach dem 4. Sonntag bis zum Fest. Das neue Kirchenjahr begann nun nicht mit der Geburt Christi, sondern bereits mit dem 1. Adventssonntag.

Die letzte Woche vor dem Fest hatte noch einmal eine besondere Dynamik. Mindestens seit dem 7. Jahrhundert werden bis heute vom 17. bis zum 23. Dezember die sogenannten O-Antiphonen gesungen, an jedem Tag eine, die die Spannung vor dem Fest und die Sehnsucht nach dem Kommen Christi noch stärker zum Ausdruck bringen. Sie wurden und werden immer noch vor allen in den Klöstern gesungen, als Antiphonen zum täglichen „Magnificat“ in der Vesper, begleitet mit Glockengeläut.

In den Kirchengemeinden wurden im Advent zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest täglich Andachten angeboten. Doch Kindern blieben diese Andachten oft fremd und unverständlich. Zudem hatten sie noch kein Gefühl für die Zeit, die bis Weihnachten noch blieb. So begann man Mitte des 19. Jahrhunderts, diese Zeit für sie greifbarer zu gestalten. Die Familien hängten im Advent nach und nach 24 Bilder an die Wand oder ans Fenster, jeden Tag einen, oder malten 24 Kreidestriche an einen Türpfosten – die Sonntage länger und farbiger -, von denen die Kinder jeden Tag einen wegwischen durften. Es gab noch viele andere Möglichkeiten: Evangelische Familien hängten 24 Fähnchen und Sternchen mit jeweils einem Bibelspruch nach und nach an kleine Adventsbäumchen, in katholischen Familien legten die Kinder täglich für eine gute Tat ein Strohhälmchen in die noch leere Krippe, damit das Christkind zu Weihnachten möglichst weich liege. In Österreich kannte man die „Himmelsleiter'“ mit 24 Sprossen, auf denen das Christkind nach und nach auf die Erde herunter kam, im winterlich dunklen Skandinavien brannte im Advent eine Kerze, die in 24 Abschnitte unterteilt war, von denen jeden Tag einer abbrennen durfte. Gegen Ende des 19. Jh. – vielleicht nicht zufällig als im Zuge der Eisenbahnentwicklung „getaktete Zeit“ immer bestimmender wurde und eine einheitliche gesetzliche Uhrzeit die vielen verschiedenen Ortszeiten verdrängte – kamen die „Adventsuhren“ auf, mit 24 Stunden darauf, auf denen die Kinder täglich den Zeiger entsprechend eine Stunde weiter schieben konnten, bis „um 24 Uhr“ das Christkind kam.

Auch der Adventskranz, der 1839 in einem Waisenhaus in Hamburg entstanden sein soll, war eigentlich ein Adventskalender. Er bestand aus so vielen Kerzen wie der Advent Tage hatte, wobei die Kerzen für die Sonntage dicker und rot waren. Jeden Tag wurde eine Kerze angezündet. Da der Kranz mit dem wachsenden Licht aber wegen der vielen Kerzen groß und unpraktisch (und auch gefährlich) war, blieb schließlich nur noch ein kleinerer Kranz mit vier großen roten Kerzen für die vier Adventssonntage übrig, die mit dem wachsenden Licht die freudige Spannung auf das Kommen Christi symbolisieren sollten. Es ist bis heute eines der schönsten und beliebtesten Symbole für den Advent geblieben.

Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden die ersten gedruckten Adventskalender, zunächst als Adventsuhren, später in allen möglichen Varianten, mit Fensterchen oder Türchen, mit und ohne Schokolade, als Papphäuschen oder wie auch immer. Der schwäbische Buchhändler und Verleger Gerhard Lang (1881-1974) war an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt. Die noch heute gebräuchlichen Formen führen auf ihn zurück. Sein Erfolg war aber so groß, dass er den Vertrieb einstellen musste, nachdem sich der Adventskalender-Brauch immer mehr verbreitet hatte und die Konkurrenz zu groß geworden war.

Ein trauriges Kapitel in der Geschichte des Adventskalenders ist die Entfernung von christlichen Inhalten in der Zeit des Nationalsozialismus. Die NSDAP verbot 1941 die kirchliche Presse und ließ einen eigenen „Vorweihnachtskalender“ produzieren und verteilen, über den sie eigene Propaganda in die Kinderzimmer schleuste. Die Adventszeit sollte komplett umgedeutet, sämtliche christlich-religiösen Elemente entfernt und mit Inhalten der neuen Ideologie besetzt werden. Der Adventskranz wurde zum Sonnenwendkranz, das Christkind zum Lichtkind. Statt Advent hieß es nun Vorweihnachtszeit und der hl. Nikolaus musste dem Schimmelreiter Platz machen, den man mit dem Gott Wotan verband. (Der „Weihnachtsmann“ lässt grüßen!)

Nach dem Krieg wurde diese Entwicklung weitgehend rückgängig gemacht, zumindest die Nazi-Ideologie verschwand zum Glück komplett aus den Adventskalendern. Doch leider erleben wir heute eine weitere Welle gezielter und fast schon aggressiver Entfernung von allen christlichen Inhalten aus Adventskalendern, die eigentlich schon keine mehr sind. In christlichen Kreisen aber ist der ursprüngliche Brauch als Vorbereitung auf Weihnachten lebendig geblieben.

Kein Wunder, dass inzwischen auch die Online-Welt die Adventskalender für sich entdeckt hat! Da im Internet mit seiner überwältigenden Bilderflut bloße Bildchen langweilig sind und auch Schokolade nicht geht, rückt die Besinnung wieder mehr in den Vordergrund – durch Texte, Musik, Gedichte und Gebete. Das hat den Brauch des Adventskalenders noch einmal bereichert und auch für Erwachsene attraktiv gemacht.

Diesem Brauch schließen wir Schwestern uns erstmals an mit einem eigenen Online-Adventskalender. Die jeweiligen Impulse werden am entsprechenden Tag automatisch freigeschaltet.

Wir wünschen viel Segen auf dem Weg nach Bethlehem!

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Gedanken zur Dreifaltigkeit

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Dreifaltigkeit – für viele ein mysteriöses Wort. Manche erinnern sich noch an Wissensfetzen aus dem Religionsunterricht. Viele assoziieren mit dem Wort ein frommes Kopfzerbrechen über eine mathematische Gleichung, die so nicht stimmen konnte. Man fand sich schließlich damit ab, dass halt bei Gott nichts unmöglich ist, auch nicht die eigentlich unmögliche Gleichung auf der Tafel unseres religiösen Wissens: 3=1. Man zuckte ratlos mit den Schultern und ging zur Tagesordnung über, denn „3=1“, das war nicht zu lösen und hatte schon gar nichts mit dem eigenen Leben zu tun.

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Wie sollte es auch? Was mit der göttlichen Dreifaltigkeit gemeint ist, ist keine Mathematik. Eher könnte uns die Grammatik auf die Sprünge helfen. Erinnern wir uns an „Aktiv“ und „Passiv“: Ich sehe – ich  werde gesehen; ich spreche an – ich werde angesprochen; ich liebe – ich werde geliebt usw. Da ist also einer, der sieht und einer, der gesehen wird; einer, der anspricht, und einer, der angesprochen wird, einer, der liebt, und einer, der geliebt wird, einer, der sich verschenkt, und einer, der das Geschenk der Hingabe empfängt. Und dann ist auch noch das Verb als solches da bzw. seine Bedeutung: der Akt des Sehens und Gesehen-Werdens, des Ansprechens und Angesprochen-Werdens, des Liebens und Geliebt Werdens usw., mit allem, was an „Sinn“, eben an „Geist“, an personaler Kraft diesen Akt ausmacht. Er verbindet die beiden Personen quasi wie eine dritte eigene „Person“ miteinander: den, der sieht, anspricht, liebt, mit dem, der gesehen, geliebt, angesprochen wird. Würde diese „dritte Person“, dieser personale Impuls des Sehens, Ansprechens, Liebens bzw. des Zulassens und Empfangens von alledem fehlen, es gäbe keine Interaktion zwischen den beiden.


Ich weiß, damit haben wir das Mysterium der Dreifaltigkeit noch lange nicht erklärt. Ganz abgesehen davon, dass es schon unter Menschen ja nicht so ist, dass beispielsweise ein Vater oder eine Mutter ihr Kind „nur“ aktiv liebt und das Kind sich „nur“ passiv lieben lässt. Nein, während das Kind sich lieben lässt, antwortet es bereits auf die Liebe, die es geschenkt bekommt. Es antwortet mit seinem Vertrauen, mit seinem Lachen, mit dem Leuchten seiner Augen, die das „Geliebt-Sein“ und seine innere Zustimmung dazu widerspiegeln, sein Echo auf diese Liebe. Und vom liebenden Vater oder der liebenden Mutter wird diese Antwort genauso liebevoll angenommen, also ist auch der aktiv Liebende nicht „nur“ gebend, sondern auch empfangend. Beide sind aktiv und passiv zugleich. Das Kind liebt bereits den, der es liebt – auf seine Weise und mit seinen Möglichkeiten, und erlebt sich darin „eins“ mit der Person, die es liebt. Und diese Person, die „zuerst“ liebte, lässt sich ebenso vom liebenden Kind beschenken. Genau darin erleben sie sich eins. Es ist aber eine Einheit, die die Freiheit nicht aufhebt. Im Gegenteil!

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Auch Jesus liebte seinen „himmlischen Vater“, während er aus dessen Liebe schöpfte. Er liebte ihn mit seinem Vertrauen, mit seiner Loyalität, mit seiner Bereitschaft zu hören und mitzugehen. Er liebte also durchaus aktiv und schöpferisch, frei wie kein anderer. Aber er war dabei immer ausgerichtet auf die Liebe des Vaters, in der Haltung des Vertrauens, des Antwortens eben, der Beziehung, des inneren Eins-Seins.


Es ist äußerst wichtig, beide Momente zu sehen, wenn wir an die Liebe denken: Lieben und Sich-Lieben-Lassen. Denn beides zusammen ist erst vollendete Liebe, und beides ist in Gott. Wir Christen sagen sogar: Beides IST Gott. Beides? Alle drei! Auch die Beziehungskraft als solche, die „hin- und hergeht“, der „Geist“ des Liebens, IST Gott. Der Gott, an den wir Christen glauben, ist alles andere als transzendente Langeweile. Er ist Lebendigkeit pur, LEBEN des Lebens, das die Schöpfung mit allen ihren Evolutionen darin nicht nur schöpferisch hervorbringt, sondern sich auch in sie hinein inkarniert und sie vollendet. Licht vom Licht, das unsere Herzen zum Leuchten bringt, wenn wir an den lebendigen Gott glauben.


Der Akt des Liebens, das meint also das Bild des „Vaters“; das Sich-lieben-Lassen, das meint „Sohn“; die „Essenz“ der Liebe, also das, was hin und her fließt und sich verströmt und verbindet: das meint „Geist“. Und das ist alles IN GOTT. Das alles IST Gott: der sich bewegende Beweger. Das ist enorm wichtig für unser Verständnis vom Leben, vom Menschen, von der Welt, von allem, was ist. Alles ist in Bewegung, alles „tanzt“. Es gibt nicht den einsamen Kern, der alles zusammenhält als wäre alles darin festgezurrt, oder das „höhere Wesen“ als einsame Spitze, die alles überragt. Von den Elementarteilchen bis zu den Galaxien, alles tanzt. Alles bringt durch lebendige Beziehung Leben hervor. Auch Gott „tanzt“, als Ursprung, Quelle und Ziel dieser Lebendigkeit in dieser feinen Bewegung der Liebe, die in der göttlichen Dreifaltigkeit herrscht.

Und doch sind es nicht drei Götter. Es ist die eine Gottheit. Wie soll man das verstehen? Gott können wir natürlich nie verstehen. Aber nicht, weil er so kompliziert wäre. Dreifaltigkeit ist nicht kompliziert. Ich suche immer gern Brücken – auch im Bewusstsein, wie unzulänglich diese sind. Aber es gibt sie! Wenn Gott die Welt erschaffen hat, dann muss die Schöpfung irgendwie mit ihm „verwandt“ sein. Erst recht der Mensch, den Juden und Christen als „Ikone Gottes“ ansehen. Dann muss im Nachdenken über den Menschen und über die innere Struktur der Schöpfung auch so etwas wie ein Bogen zum Wesen Gottes erahnbar sein – ohne dass dies schon das restlose Verstehen Gottes oder auch nur der Welt bedeuten würde.

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Wenn Du, Mensch, über Dich selbst nachdenkst, Dich selbst immer besser erkennst, annimmst, liebst, dann ist das ein faszinierender Vorgang. Kein Tier kann das. In Deinem Gehirn läuft Unglaubliches ab, das die Grenzen Deines Gehirns gleichsam überschreitet. Denn Du denkst über Dich selbst nach! Du stellst Dich in gewisser Weise neben Dich und betrachtest Dich. Im besten Fall nimmst Du Dich liebevoll an, vielleicht auch barmherzig. Auch das – ein ungeheurer Vorgang! Du stehst also „neben Dir“ oder „vor Dir“. Das heißt: Da ist einer, der schaut, und einer, der angeschaut wird – und es sind doch keine zwei Leute! Du bist auch nicht gespalten. Denn es ist eine Beziehung da, eine Einheit, jedenfalls solange Du bei der Wahrheit bleibst und Dir nichts vormachst. Es ist eine Beziehung, die Sinn gibt, die Dich vielleicht auch staunen lässt. (Das ist auch ein Grund für die sogenannte Selbsterkenntnis, die viel mehr ist als das bloße Eingestehen von Fehlern und Schwächen.) Und Du denkst über diese Beziehung nach, als wäre sie „eine Dritte im Bunde“. Du spürst ihre Heilkraft und schöpferische Energie, die Dich eins sein lässt, Dir zugleich entströmt und über Dich hinausführt. Und es sind doch keine drei Leute! Du bist immer noch Du. Es ist „Geist“ in Dir – Geist, der Dich beziehungsfähig macht, der Dich dazu befähigt, andere anzunehmen und Dich von ihnen annehmen zu lassen. (Jesus sagte es viel einfacher: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.)
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Was uns allerdings von Gott unterscheidet ist, dass diese Möglichkeiten nicht selten in unserem Innersten verschüttet bleiben oder nur sehr rudimentär gelebt werden, manchmal leider auch in eine billige und krankhafte Selbstbespiegelung hinein verkommen, die sich in Millionen Selfies verliert – wenn wir nie im Leben die Erfahrung gemacht haben, bedingungslos geliebt zu sein. Trotzdem glaube ich, dass diese Möglichkeiten in uns auch dann nicht ganz verloren sind, denn Gott liebt uns immer. Manche Menschen ahnen das – selbst unter katastrophalen menschlichen Bedingungen. Sie erfahren menschlich so gut wie nie echte Liebe und ahnen doch, dass immer ein göttlich-liebender Blick auf ihnen ruht und sie führt. Wenn sie dann doch einmal menschliche Liebe erleben, ist es für sie wie ein „Wiedererkennen“, das sie nur noch staunen lässt. 

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Nimmst Du Dich also selbst an, dann bist Du zugleich die Person, die annimmt, die Person, die angenommen wird, und Du bist im Akt des Annehmens lebendig gegenwärtig, bringst darin Dein Innerstes zum Ausdruck, den „Geist“ in Dir, der das kann – und der dann auch aus sich heraustreten und andere Menschen annehmen und mit ihnen Gemeinschaft haben kann. Auch das bist Du selbst. Du bist in diesen drei „Personen“, von denen jede ihren „Charakter“ oder ihre „Funktion“ hat, immer Du selbst in Deiner Einmaligkeit. Du bist keine „Multipersönlichkeit“, sondern hast in Deiner ungeteilten Einmaligkeit – als Bild Gottes – eine trinitarische Struktur, wenn man so sagen darf, ja, eine Beziehung in Dir. 

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Wir sind es nicht gewohnt, so zu denken. Denn von der Neuzeit her haben wir eine Vorstellung von Person, die nur die bloße Eigenständigkeit und isolierte Individualität kennt, die sich auf die Aktion des unmittelbaren Denkens, Entscheidens und Tuns beschränkt. Und logischerweise denken wir ähnlich von Gott (falls wir überhaupt noch mit ihm rechnen): als wäre er ein überirdischer einsamer Uhrmacher, der sich entscheidet, mal an diesem, mal an jenem Rädchen zu drehen. Und wir bestürmen ihn, möglichst unsere Lieblingsrädchen zu drehen… Dieses Gottesbild hat stark das 19. Jahrhundert geprägt, auch bei vielen Christen, die viel mehr „Kinder ihrer Zeit“ waren als sie ahnten. Und ich bin überzeugt, dass unsere heutige Gottes-, Glaubens- und Kirchenkrise immer noch damit zu tun hat. Nein, Gott ist definitiv kein einsamer Uhrmacher. Es gehört zur Tragik unserer Zeit, dass derjenige, dem aufgeht, dass Gott kein einsamer Uhrmacher sein kann, sich von Glaube und Kirche abwendet, weil er nichts anderes kennt als dieses neuzeitlich beschränkte Gottesbild. Aber das ist nicht der Gott der Christen – auch wenn viele Christen das meinen! Der Gott der Christen ist dreifaltig, das ist geradezu revolutionär! Doch wir haben in über 2000 Jahren Kirchengeschichte an diesem Glauben zwar festgehalten, aber – mit einigen Ausnahmen – noch viel zu wenig davon verstanden. Wir können es ja auch nie ganz verstehen. Aber es kann nichts „Fremdes“ sein, wenn dieser Gott der Urheber allen Lebens ist!
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Irgendwie bin ich überzeugt: Die Erneuerung des Glaubens, der Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden, aber auch die Erneuerung des Miteinanders in Europa, werden dann möglich sein, wenn wir Gottes Dreifaltigkeit neu entdecken. Nicht als Dogmatismus, sondern als DNA des Lebens: Doppelstrang des Geliebt-Werdens und Liebens, der eine unglaubliche schöpferische Kraft enthält und freisetzt.
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Und eine tiefe Hoffnung in mir sagt: Es wird auch geschehen – sobald die Zeit dafür reif ist.
Davon abgesehen: Es geschieht längst – ganz unspektakulär. 

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Vertonungen des Vaterunsers

Vaterunser von Sergei Rachmaninow:

 

 

Vaterunser von Heinrich Schütz:

 

Vaterunser von Rimsky Korsakov:

 

Vaterunser von Charles Gounod:

 

Baskisches Vaterunser:
(„Aita Gurea“ von F. Madina)

 

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ABC des Glaubens

Auf Dich, Du Liebe in Person, Urheberin des Alls, vertraue ich.

Bei Dir findet mein Herz Erfüllung – durch nichts zu toppen!

Choreographie des Lebens, in Dir will ich mein Leben tanzen.

Denn Du bist das Leben selbst – verschenkt, empfangen, geteilt.

Einen Schwur hast Du uns gegeben:

Für immer bin ich bei Euch.

Grund Eures Lebens ist meine Liebe.

Hoch steht sie über allem, was Euch bedrängen kann.

Ihr seid eingraviert in meinem Vaterherz.

Ja, ich tröste Euch wie eine Mutter ihr Kind.“

Kannst Du aber, Mutter des Lebens, nur zuschauen und trösten?

Lässt Liebe die Geliebten vor sich hin wurschteln?

Muss sie nicht ganz nah bei ihnen sein?

Nein, Liebe kann nicht nur zuschauen!

Ohne Zögern kommt sie ihren Lieblingen entgegen.

Pausenlos suchst Du nach Wegen, bei uns anzukommen.

Quelle unseres Seins, willst Du uns erquicken,

Rast schenken unserer unruhigen Seele,

So nah bei uns – auf Augenhöhe.

Treu und konsequent, wirst Du Mensch.

Und bittest eine Frau, Dir Mutter zu sein – Maria.

Voll fasziniert von Dir, lässt sie Dich herein,

wagt mit Dir das Abenteuer Deiner Menschwerdung.

X-Beliebige töten Dich – Du liebst erst recht, gibst nicht auf.

Yoga, Technik, alles vergeht. Am Nullpunkt bleibt – Deine Liebe.

Zu stark dem Bösen, besiegt sie den Tod, tanzt mit uns ins LEBEN.

Amen – komm herein mit Deiner LIEBE und breite Dich aus!

 

In der Heiligen Schrift, genauer im Alten Testament, vor allem in den Psalmen, war es oft üblich, einzelne Sätze oder Abschnitte eines Gebetes oder einer Betrachtung der Reihe nach am Alphabet auszurichten. Das heißt, der Anfangsbuchstabe des Satzes oder des Abschnittes war jeweils der Buchstabe des Alphabets, der an der Reihe war. So ging man von A bis Z – nein, von Aleph bis Taw – das ganze hebräische Alphabet durch. Beispiele dazu sind Psalm 37 oder auch Psalm 119.

In vielen Übersetzungen ist dies leider nicht mehr zu erkennen. Nur bei Psalm 119 hat man den entsprechenden hebräischen Buchstaben meist sozusagen als Überschrift jeden Abschnittes gelassen, weil er da aufgrund der längeren Abschnitte den Textfluss nicht stört. Im Original stört dieser Buchstabe natürlich nie, denn er ist lediglich der Anfangsbuchstabe des (ersten) Verses. Aber in der Übersetzung wirkt der ausgeschriebene hebräische Buchstabe vor dem Vers in der Tat leicht wie ein störender Fremdkörper, wenn man nicht weiß, was das bedeutet.

Im Grunde genommen kennen wir auch solche Wortspielereien. Der Reim ist z.B. so eine. Der Autor schränkt sich ein, unterwirft sich freiwillig gewissen Regeln und kann oft gerade durch diese Einschränkung viel treffender ausdrücken, was er sagen will – wenn das Gedicht gelingt. Es ist, als würden die freiwilligen Grenzen (des Reimes) dem, was wir zu sagen haben, ein stärkeres Profil verleihen. Es prägt sich beim Hörer besser ein. Das war wohl auch das Anliegen der Autoren der heiligen Bücher – zumal viele Menschen damals nicht lesen konnten und auf das Auswendig-Lernen angewiesen waren. Da diente das Alphabet als Merkhilfe. Außerdem war für die biblischen Schriftsteller Sprache überhaupt etwas Heiliges. Dass Gott sich menschlicher Sprache bedient, um mit den Menschen in Beziehung zu treten, erfüllte sie mit solcher Ehrfurcht, dass für sie nicht nur die Texte, sondern schon die Buchstaben, aus denen sie komponiert sind, heilig waren, als Medium für Gottes Zuwendung zu den Menschen. Jeder Buchstabe war willkommen, um etwas von diesem wunderbaren Gott auszudrücken, kein Jota wurde ausgelassen.

Stellen wir uns unser ganzes Leben wie ein Alphabet vor, so können wir davon ausgehen, dass Gottes Liebe in jede Situation hinein, die wir erleben, mit genau diesen Bausteinen unseres Erlebens ausbuchstabiert werden kann. Wir können sie, inspiriert von Gottes Geist, lesen in dem, was wir erleben, und kein Jota wird ausgelassen. Auch das wollten die Autoren wohl sagen, und besonders die Psalmen legen Zeugnis davon ab – manchmal erschütternd.

Dass es Mühe kostet, die Botschaft der Liebe Gottes zu entziffern, spricht noch nicht gegen sie. Dass viele Menschen sie seit Jahrtausenden bereits lesen und daraus leben konnten, und das in höchst extremen Situationen, spricht für sie.

Mich haben die „Wortspielereien“ der Heiligen Schrift dazu angeregt, einen modernen christlichen Psalm zu schreiben (s.o.) – mit den Anfangsbuchstaben jeder Zeile von A bis Z an unserem Alphabet orientiert. Es ist ein als Gebet formuliertes Glaubensbekenntnis. Nicht als Ersatz für das Apostolische Glaubensbekenntnis, sondern eher ein meditatives Gebet dazu – vielleicht auch eine weibliche Ergänzung zu den eher männlich ausformulierten „offiziellen“ Credo-Sätzen –, in dem ich die wesentlichen Züge unseres christlichen Glaubens betend zum Ausdruck bringe.

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Seht die Liebe

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Seht, das Lamm Gottes,

das die Sünde der Welt hinwegnimmt.

(Joh 1,29)

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In Deine Liebe möchte ich eintauchen,

die so tief in unser Leben eingetaucht ist,

bis in den Tod.

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Deine Liebe lässt niemanden aus,

sucht noch den Allerletzten

in der schwarzen Nacht des Todes,

und wirbt um sein Herz.

Sonst wäre sie nicht.

.

Deine Liebe,

gewaltlos wie ein Lamm,

seht sie da hängen,

angenagelt am Kreuz.

Seht sie untertauchen

in die Nacht des Todes.

Und seht – sie stirbt nicht.

.

Seht sie auferstehen,

lebendig wie ein Lamm.

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In Deine Liebe, Jesus, möchte ich eintauchten,

die so tief in unser Leben eingetaucht ist,

bis in den Tod.

Und in ihr auferstehen – jetzt.

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Lieben in Deiner Liebe

ist Anteil haben an Dir,

ist auferstehen.

Jetzt.

Egal wo.

 

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Gnade und Wahrheit

Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief:

Dieser war es, über den ich gesagt habe:

Er, der nach mir kommt,

ist mir voraus,

weil er vor mir war.

Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen,

Gnade über Gnade.

Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben,

die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.

Niemand hat Gott je gesehen.

Der Einzige, der Gott ist

und am Herzen des Vaters ruht,

er hat Kunde gebracht.

(Joh 1,15-18)

.

Da ist er wieder – der Vermittler Johannes (der Täufer). Er spricht von dem, der „nach“ ihm kommt. Ein halbes Jahr nur sind die beiden Verwandten auseinander, Jesus und Johannes, aber Jesus, den Johannes meint, ist eben der Jüngere. Johannes, noch an der Schwelle vom Alten zum Neuen Testament, führt ihn vermittelnd ein, stellt ihn  der Öffentlichkeit vor mit den Worten: „Der nach mir kommt, ist mir voraus“.

Aber er ist ihm nicht voraus, weil er tüchtiger, größer, schlauer, schneller wäre, sondern, „weil er vor mir war“. Für uns Christen ist klar, was er damit meint: In Jesus ist Gott selbst Mensch geworden. Daher ist Jesus als Mensch zwar jünger als Johannes, als Gott aber ist er das Sein schlechthin, das Leben in Fülle in Person.

Doch er behält es nicht für sich:

Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“

Was heißt das?

Fülle: überfließendes Leben, göttliches Leben.

Gnade: bedingungslose Annahme des Menschen.

Alle haben wir von dieser Art der Fülle empfangen, weil wir alle von ihm geliebt werden. Es ist nicht materielle Fülle, nichts, was man zählen und anhäufen kann. Es ist Fülle der Liebe.

Aber um etwas von dieser Fülle erahnen zu können, braucht es eine Vorbereitung. Ich kann ein Gefäß nur füllen, wenn ich es zuvor in die Hand nehme und seine Leere registriere.

Dem diente das „Gesetz“ des Mose: dem Registrieren unserer Leere, unserer Grenzen, unserer Bedürftigkeit. Dem dient letztlich alles Bemühen um das Ordnen unseres Lebens, auch wenn es nicht so beabsichtigt ist. Natürlich dienen die tausend Gesetze und Vorsätze, die wir uns geben, der Ordnung, dem gelingenden Zusammenleben, und bis zu einem gewissen Grad kann das ja auch gelingen. Aber irgendwann trifft unser Blick in die innere Leere, die durch noch so perfektes Ordnen und Gestalten nicht gefüllt werden kann. Es ist nicht eine Leere, die wir mühsam „produzieren“ durch meditative Versenkung, auf die wir fast schon ein bisschen stolz sein könnten, sondern eine, die längst zu uns gehört, die wir aber erst nach und nach entdecken: einfach deswegen, weil wir in unseren Bemühungen an Grenzen stoßen.

Wäre es dann nicht besser, sich gar nicht erst zu bemühen? Aber dann würden wir die Grenzen gar  nicht wahrnehmen. Wer zum Beispiel andere hasst, wird es erst dann merken, wenn er versucht, sein Verhalten zu ändern. Vorher wird er seine Haltung und sein Tun immer nur rechtfertigen, und die anderen sind „die Bösen“. Beim Bemühen um Veränderung stößt er aber an seine Grenzen und merkt schmerzlich, wie leer er ist und wie wenig er sich selber füllen kann – eigentlich gar nicht. Dieses Entdecken – sofern er es zulässt – wirft ihn der Fülle der Liebe Gottes in die Arme, aus der wir alle empfangen haben.

Gnade, die Dich annimmt und Dich neu auf den Weg stellt,
Wahrheit, die Dir Halt und Geborgenheit gibt,
Wahrheit der Liebe.

Liebe, die nicht Gefühl oder Stimmung,
sondern eben Wahrheit ist.

Liebe, die nicht Belohnung,
sondern Wahrheit ist.

Liebe, die sich nie empört abwendet,
sondern Gnade und Wahrheit ist.

Liebe, die einen Namen trägt:

Jesus Christus.

Liebe, die Gott ist,
am Herzen des Vaters ruht,
und uns von sich erzählt.

 

 

 

 

 

 

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Und das Wort ist Fleisch geworden

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Und das Wort ist Fleisch geworden

und hat unter uns gewohnt

und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,

die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,

voll Gnade und Wahrheit.

Joh 1,14

Du Fleisch gewordenes Wort,

Du Mensch gewordener Gott,

Jesus Christus, Sohn des Vaters,

nicht nur wir lassen uns in Deine Liebe hinein los,

wenn wir Dich empfangen.

Auch Du lässt Dich los

auf uns hin,

in unsere Wirklichkeit hinein…

Zuerst.

Wer kann das erfassen?

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Doch – findest Du Liebe in uns,

wie wir in Dir?

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Zum Kind-Gottes-Sein ermächtigt

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Er war in der Welt

und die Welt ist durch ihn geworden,

aber die Welt erkannte ihn nicht.

Er kam in sein Eigentum,

aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Allen aber, die ihn aufnahmen,

gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,

allen, die an seinen Namen glauben,

die nicht aus dem Blut,

nicht aus dem Willen des Fleisches,

nicht aus dem Willen des Mannes,

sondern aus Gott geboren sind.

(Joh 1,10-13)

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Meine Deutschlehrerin hätte da gleich den Rotstift angesetzt: Er war in der Welt… Wer, bitte? Der einzige „Er“ von dem im Johannesprolog bisher die Rede war (vgl. letzte Posts), ist Johannes gewesen. Aber der kann hier nicht gemeint sein, denn durch ihn ist ja nicht die Welt geworden. Ja, und Gott kam vor, wenn man ihn denn auch als ein „Er“ bezeichnen will – was die Bibel bekanntlich tut. Von Jesus Christus, den wir Christen sofort  in diesem „Er“ sehen, ist in den ersten Sätzen noch gar nicht ausdrücklich die Rede gewesen. Nur immer vom Wort. Dann müsste aber „Es“ da stehen. Nun, der griechische Begriff für „Wort“ ist Logos, und der ist maskulin. Den hatten die Übersetzer wohl im Kopf, als sie „Er“ schrieben. Das Wort, das Johannes meint,  ist eben nicht dinglich, es ist Person.

„Logos“ ist im Griechischen mehr als ein bloßes Wort. Es kann Wort, Rede, Vernunft, Sinn, Verständnis und ich weiß nicht was sonst bedeuten. Im Grunde ist es etwas, was wir nicht greifen können, was uns aber trägt, Sinn und Bestand unseres Lebens. Unser Grundwasser sozusagen, oder die Luft, die wir atmen. Und – christlich gesehen – etwas sehr Personales, das uns nicht in einem gut funktionierenden Räderwerk verschwinden lässt, sondern persönlich meint und einbezieht. Wer mit dem Denken des Johannes vertraut ist, weiß: Für ihn ist dieser Logos nichts anderes als Liebe. Und Liebe gibt es nur von Person zu Person. Liebe ist der tiefste Sinn allen Daseins.  Liebe, die sich in Gott selbst ausdrückt, ja die dieser Liebesausdruck selbst IST und sich öffnet auf die Schöpfung hin; Liebe, die als geheimnisvolle Kraft alles in einem inneren Zusammenhang hält und aufeinander abstimmt wie in einer wunderbaren Choreographie.

Aber die Welt erkannte ihn nicht. Wie ist das möglich? Dieser Logos, Gott selbst, der die Liebe ist,  kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie können ausgerechnet „die Seinen“ das Spiel so verderben? Und sie tun es bis heute…

Liebe lässt Freiheit. Ja, tatsächlich, sie macht ernst damit. Sie kann auch abgelehnt werden. Liebe lässt diese Freiheit zu. Das gehört zu ihr. Sie schlägt keine Tür zu – auch dann nicht, wenn ihr Türen zugeschlagen werden. Das macht sie glaubwürdig. Aber auch leidend… in erster Linie mit den leidenden Menschen. Denn die Ablehnung trifft nicht nur sie, sondern hinterlässt auch Opfer unter den Menschen. Grausamens Leid, das die Lebensverweigerer anderen antun. Die Liebe leidet mit. Sie sehnt sich mit und sucht. Sie wirbt und lädt ein. Sie geht mit – auch durch den Tod. Und LEBT dennoch, weil sie selbst LEBEN ist.

Wo diese Liebe aber aufgenommen wird – und das geschieht offensichtlich auch -, ermächtigt sie zum Kind-Gottes-Sein.

Hat ein Kind jemals die Macht, zu bestimmen, wessen Kind es sein will? Nein! Selbst ein (älteres) Adoptivkind nicht, denn es bleibt zeitlebens das leibliche Kind seiner leiblichen Eltern.

Wir aber haben die Macht, Kinder Gottes zu sein – wenn wir das Wort aufnehmen. Johannes spricht ausdrücklich von „leiblichen Kindern“, nämlich: die aus Gott geboren sind. Und um nicht missverstanden zu werden, setzt er noch eins drauf und spielt quasi dieses neue Geborensein gegen die normale leibliche Herkunft aus. Nicht, dass er sie leugnen will, aber sie spielt keine Rolle mehr. Natürlich ist das eine spirituelle Aussage, die „Beziehung“ meint, keine Übermenschen. Aber schon etwas Ganzheitliches. Bis in den Leib hinein haben wir teil am neuen Leben in Christus, vom Ursprung her sind wir Kinder Gottes, durch das Wort der Liebe ins Dasein geliebt und zum Leben und Lieben ermächtigt.  Eigentlich ist ja jeder Mensch ins Dasein geliebt, aber Gott zwingt keinem das Kind-Gottes-Sein auf. Er bietet es an. Wo es aber aufgenommen wird, ist es schon so etwas wie eine „Auferstehung“ mitten in dieser Lebenszeit, eine Ermächtigung zum Leben und Lieben, das im Wort west und das unser Licht ist – und sogar den Leib durchflutet.

Manchen Menschen sieht man das an – selbst wenn sie von Krankheit gezeichnet sind.

Denn Gott selbst wurde

in der Macht seiner Liebe

leibliches Kind der Menschen.

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Vermittler des Lichts

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Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war;

sein Name war Johannes.

Er kam als Zeuge,

um Zeugnis abzulegen für das Licht,

damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

Er war nicht selbst das Licht,

er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet,

kam in die Welt.

(Joh 1,6-9)

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Wenn Gottes Liebe uns so nahekommen will,
wie sie es in der Menschwerdung tut,
platzt sie nicht unvermittelt in unseren Lebensbereich herein,
sie erwählt sich Wegbereiter.

Johannes war so einer.

Gottes Handeln ist Zusammenhang,
nicht einsame Spitze
Team-Arbeit.

Aber im Licht der Liebe,
im Geist,
in der Einmaligkeit jedes Menschen,
nicht im mechanischen Räderwerk.

Die ganze Schöpfung ist Team-Arbeit.

Und wir frönen dem Individualismus?

Du wahres Licht, das jeden Menschen erleuchtet,
lass auch uns Wegbereiter sein,
Menschen, die Fenster und Türen öffnen,
damit Licht in diese Welt kommt.

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Licht der Menschen

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In ihm war das Leben

und das Leben war das Licht der Menschen.

Und das Licht leuchtet in der Finsternis,

und die Finsternis hat es nicht erfasst.

(Joh 1,4.5)

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Würden wir mit unserer naturwissenschaftlich aufgeklärten Ratio nicht eher sagen:
Das Licht war das Leben der Menschen
– und nicht, wie Johannes:
Das Leben war das Licht der Menschen ?

Jede Pflanze braucht zum Leben Licht. Es lässt die Pflanze sprossen und wachsen. Erst recht wir Menschen brauchen Licht zum Leben. Auch im übertragenen Sinne. Für viele ist der Glaube ein solches Licht. Dieses Licht verstehen nicht wenige aber wie eine Art großer himmlischer Lampe über ihr Leben, unter deren Strahl ihr Leben entsteht und gedeiht. Und sie finden es praktisch, so eine wunderbar verlässliche Lichtquelle  im Glauben zu haben, um leben zu können. Nicht, dass sie nicht Recht damit hätten, aber – wie lebendig empfinden sie diese Lichtquelle? Oder gleicht sie einer fest hängenden Zimmerlampe, deren Glühbirne irgendwann ausgebrannt sein wird?

In Wirklichkeit ist es schon in der Natur anders: Nicht das Licht lässt Leben entstehen, sondern es ist selbst schon Leben. Es ist sowohl am Himmel, in der strahlenden Sonne, als auch im beschienenen Luftraum, aber auch schon gespeichert im Inneren des Samens. Im Zusammenspiel mit Luft, Wärme, Wasser und Erde konkretisiert sich nun dieses bereits überall gegenwärtige Leben in der keimenden und wachsenden Pflanze, die das Leben in ihrem eigenen Entstehen einfängt und nun mit ihren schönen Farben und Formen reflektiert und weitergibt. Sie ist ganz eingebunden in diesen Licht-Leben-Zusammenhang, passiv und aktiv. Er gibt ihr Form, Halt, Farbe und Wachstum und ermächtigt sie dazu, buntes Licht und Leben weiterzugeben.

Das Leben war das Licht der Menschen. Wann sind Menschen „licht“? Wenn sie geliebt werden. Das Geliebt-Sein, und zwar authentisch (nicht nur gemocht), erhellt das Dasein der Menschen, gibt ihnen Form, Halt, Farbe und Wachstum und ermächtigt sie zum Lieben. Alles andere ist nicht so furchtbar wichtig. Wenn sie da ist, die Liebe, leuchtet sie, auch wenn es um mich herum finster ist und selbst wenn meine Emotionen von mancher durch Menschen erfahrenen Finsternis noch belastet sind.

Noch einmal: Dieses Licht des Geliebt-Seins lässt das Leben in uns nicht erst entstehen und erhält es, sondern es ist selbst schon Leben. Es sammelt sich, konkretisiert sich in unserem Dasein, sobald wir es einfangen mit den tiefsten Fasern unseres Wesens und mit den Gaben, die in uns wachsen, reflektieren und weitergeben.

Nach Johannes ist dieses Licht nichts anderes als das „Leben im Wort“, was in seiner Sprache gleichbedeutend ist mit „das Leben in Gott“. Er will damit sagen: Gott selbst ist diese Liebe – ja,  diese Liebe, mit der jeder Mensch ohne Bedingung geliebt wird. Gottes Liebe ist LEBEN, und dieses LEBEN, das in ihm ist und in der Menschwerdung für uns ausströmt, ist das Licht der Menschen.

Und die Finsternis hat es nicht erfasst. Erfasst – aktiv oder passiv? Also aktiv im Sinne von „besiegen“, wie wenn ein schwarzes Loch im Weltall die Lichtteilchen eines Sterns mit seiner unheimlichen Anziehungskraft  erfasst und verschlingt (verschwinden lässt),  oder passiv im Sinne von erkennen, aufnehmen (und reflektieren)? Es sind durchaus gegensätzliche mögliche Bedeutungen. Ich kann leider kein Griechisch, aber nach dem Jesuiten Ansgar Wucherpfennig ist der Satz „die Finsternis hat es nicht erfasst“ bereits als Hinweis auf den Tod und die Auferstehung Jesu zu verstehen.[1] Gottes Liebe, die Fleisch geworden ist und sich unseren Finsternissen aussetzt, wird von der Finsternis eben nicht erfasst und verschluckt. Sie wird aber oft auch nicht erkannt und aufgenommen, also auch in diesem Sinne nicht erfasst  – das war ja gerade die Tragik des Todes Jesu! Er wurde mit seiner Liebe in den Tod getrieben. Doch sie war stärker. Durch den Tod hindurch erwies sie sich als Auferstehung und LEBEN – ewiges, allgegenwärtiges Leben.

Und das Leben ist das Licht der Menschen.

[1] Ansgar Wucherpfennig SJ, Der Johannesprolog – eine alljährliche Überforderung, in: Lebendige Seelsorge 58 (2007) 338–342

 

 

 

 

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Alles ist durch das Wort geworden

Christusikone

Alles ist durch das Wort geworden,

und ohne das Wort wurde nichts,

was geworden ist.

(Joh 1,3)

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Alles, was ist, ist aus Beziehung hervorgegangen.
Alles mit Fäden der Liebe gestrickt.
Und wir müssen uns loslassen
in diesen inneren Zusammenhang hinein,
um LEBEN zu spüren,
um selbst durch das Wort zu werden.

Ja, ganz innen in uns,
da ist es schon:
das Wort, durch das alles geworden ist,
das Wort, das Beziehung ist – Liebe.

 

 

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Im Anfang war das Wort

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 Im Anfang war das Wort

und das Wort war bei Gott

und das Wort war Gott.

(Joh 1,1)

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Im Anfang  – LIEBE

Im Anfang  – ICH BIN DA

Im Anfang  – DU

Im Anfang  – WIR

Im Anfang –  ICH BIN BEI DIR

Im Anfang  – GOTT

 

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O Emmanuel (o Gott mit uns)

O Emmanuel,

Gott mit uns,

Du König und Lehrer,

Du Sehnsucht der Völker

und ihr Heiland:

Komm

und erlöse uns,

Herr, unser Gott.

Große, gewaltige Wasser bedecken dein Land, Immanuel. – Tobt, ihr Völker! Ihr werdet doch besiegt. Horcht auf, ihr Enden der Erde! Rüstet nur! Ihr werdet doch besiegt. Macht nur Pläne! Sie werden zunichte. Denn Gott ist mit uns. – Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht. Denn uns wurde ein Kind geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende.

Jes 8,8-10; 9,1.5-6

Gott mit uns. Wie oft wurden diese Worte schon beansprucht! Zu Recht und zu Unrecht. Auf Waffen und Banner wurden sie geschrieben, obwohl Gott sie als ein Kind in eine Krippe legte, wehrlos dem Leben in allen seinen Schattierungen ausgesetzt wie die allermeisten Menschen. Aber voll Liebe zu uns Menschen. Allein diese göttliche Liebe ist das helle Licht, das die Welt erlöst. Macht der Liebe in der Ohnmacht des Kindes.

Gott ist im Fleische.
Wer kann dies Geheimnis verstehen?
Hier ist die Pforte des Lebens
nun offen zu sehen.
Gehet hinein,
eins mit dem Kinde zu sein,
die ihr zum Vater wollt gehen.

GL 251, 4

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O Rex gentium (o König der Völker)

O König der Völker,

den sie alle ersehnen,

Du Eckstein, der das Getrennte eint.

Komm

und befreie den Menschen,

den du aus Erde erschaffen hast.

Ich schaute in den Gesichten der Nacht: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft und Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.

Dan 7,13-14

Jesus als König, diese Vorstellung ist uns heute nicht mehr sehr geläufig, wo wir Könige fast nur noch aus Märchenbüchern und Klatschzeitschriften kennen. Aber wir haben mehr denn je ein starkes Gefühl für die Frage: Welcher Geist herrscht hier?

Wenn Jesus als „König“ erwartet und ersehnt wird, heißt das, dass sein Geist der Liebe ersehnt wird, der bedingungslosen Liebe zum Menschen, die er garantiert. Das schließt Freiheit ein, Barmherzigkeit, Offenheit, aber auch den Anspruch, in diesem Geist auch zu wandeln. Es bedeutet, dass seine Liebe, der Geist des Evangeliums, der Geist der Freiheit nicht untergeht und für alle Menschen offensteht, die in dieses „Zelt der Begegnung“ eintreten wollen, wo Leben in Fülle gedeihen kann.

Der „König der Völker“ beschränkt sich nicht auf ein einziges Volk, auch nicht auf eine einzige Institution. Er ist universal, wie echte Liebe universal ist.  

 

 

 

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