ABC des Glaubens

Auf Dich, Du Liebe in Person, Urheberin des Alls, vertraue ich.

Bei Dir findet mein Herz Erfüllung – durch nichts zu toppen!

Choreographie des Lebens, in Dir will ich mein Leben tanzen.

Denn Du bist das Leben selbst – verschenkt, empfangen, geteilt.

Einen Schwur hast Du uns gegeben:

Für immer bin ich bei Euch.

Grund Eures Lebens ist meine Liebe.

Hoch steht sie über allem, was Euch bedrängen kann.

Ihr seid eingraviert in meinem Vaterherz.

Ja, ich tröste Euch wie eine Mutter ihr Kind.“

Kannst Du aber, Mutter des Lebens, nur zuschauen und trösten?

Lässt Liebe die Geliebten vor sich hin wurschteln?

Muss sie nicht ganz nah bei ihnen sein?

Nein, Liebe kann nicht nur zuschauen!

Ohne Zögern kommt sie ihren Lieblingen entgegen.

Pausenlos suchst Du nach Wegen, bei uns anzukommen.

Quelle unseres Seins, willst Du uns erquicken,

Rast schenken unserer unruhigen Seele,

So nah bei uns – auf Augenhöhe.

Treu und konsequent, wirst Du Mensch.

Und bittest eine Frau, Dir Mutter zu sein – Maria.

Voll fasziniert von Dir, lässt sie Dich herein,

wagt mit Dir das Abenteuer Deiner Menschwerdung.

X-Beliebige töten Dich – Du liebst erst recht, gibst nicht auf.

Yoga, Technik, alles vergeht. Am Nullpunkt bleibt – Deine Liebe.

Zu stark dem Bösen, besiegt sie den Tod, tanzt mit uns ins LEBEN.

Amen – komm herein mit Deiner LIEBE und breite Dich aus!

 

In der Heiligen Schrift, genauer im Alten Testament, vor allem in den Psalmen, war es oft üblich, einzelne Sätze oder Abschnitte eines Gebetes oder einer Betrachtung der Reihe nach am Alphabet auszurichten. Das heißt, der Anfangsbuchstabe des Satzes oder des Abschnittes war jeweils der Buchstabe des Alphabets, der an der Reihe war. So ging man von A bis Z – nein, von Aleph bis Taw – das ganze hebräische Alphabet durch. Beispiele dazu sind Psalm 37 oder auch Psalm 119.

In vielen Übersetzungen ist dies leider nicht mehr zu erkennen. Nur bei Psalm 119 hat man den entsprechenden hebräischen Buchstaben meist sozusagen als Überschrift jeden Abschnittes gelassen, weil er da aufgrund der längeren Abschnitte den Textfluss nicht stört. Im Original stört dieser Buchstabe natürlich nie, denn er ist lediglich der Anfangsbuchstabe des (ersten) Verses. Aber in der Übersetzung wirkt der ausgeschriebene hebräische Buchstabe vor dem Vers in der Tat leicht wie ein störender Fremdkörper, wenn man nicht weiß, was das bedeutet.

Im Grunde genommen kennen wir auch solche Wortspielereien. Der Reim ist z.B. so eine. Der Autor schränkt sich ein, unterwirft sich freiwillig gewissen Regeln und kann oft gerade durch diese Einschränkung viel treffender ausdrücken, was er sagen will – wenn das Gedicht gelingt. Es ist, als würden die freiwilligen Grenzen (des Reimes) dem, was wir zu sagen haben, ein stärkeres Profil verleihen. Es prägt sich beim Hörer besser ein. Das war wohl auch das Anliegen der Autoren der heiligen Bücher – zumal viele Menschen damals nicht lesen konnten und auf das Auswendig-Lernen angewiesen waren. Da diente das Alphabet als Merkhilfe. Außerdem war für die biblischen Schriftsteller Sprache überhaupt etwas Heiliges. Dass Gott sich menschlicher Sprache bedient, um mit den Menschen in Beziehung zu treten, erfüllte sie mit solcher Ehrfurcht, dass für sie nicht nur die Texte, sondern schon die Buchstaben, aus denen sie komponiert sind, heilig waren, als Medium für Gottes Zuwendung zu den Menschen. Jeder Buchstabe war willkommen, um etwas von diesem wunderbaren Gott auszudrücken, kein Jota wurde ausgelassen.

Stellen wir uns unser ganzes Leben wie ein Alphabet vor, so können wir davon ausgehen, dass Gottes Liebe in jede Situation hinein, die wir erleben, mit genau diesen Bausteinen unseres Erlebens ausbuchstabiert werden kann. Wir können sie, inspiriert von Gottes Geist, lesen in dem, was wir erleben, und kein Jota wird ausgelassen. Auch das wollten die Autoren wohl sagen, und besonders die Psalmen legen Zeugnis davon ab – manchmal erschütternd.

Dass es Mühe kostet, die Botschaft der Liebe Gottes zu entziffern, spricht noch nicht gegen sie. Dass viele Menschen sie seit Jahrtausenden bereits lesen und daraus leben konnten, und das in höchst extremen Situationen, spricht für sie.

Mich haben die „Wortspielereien“ der Heiligen Schrift dazu angeregt, einen modernen christlichen Psalm zu schreiben (s.o.) – mit den Anfangsbuchstaben jeder Zeile von A bis Z an unserem Alphabet orientiert. Es ist ein als Gebet formuliertes Glaubensbekenntnis. Nicht als Ersatz für das Apostolische Glaubensbekenntnis, sondern eher ein meditatives Gebet dazu – vielleicht auch eine weibliche Ergänzung zu den eher männlich ausformulierten „offiziellen“ Credo-Sätzen –, in dem ich die wesentlichen Züge unseres christlichen Glaubens betend zum Ausdruck bringe.

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